Wie schon im Vorjahr hatte der Kreisverband der Senioren-Union zum Frühjahrsempfang eingeladen, und auch in diesem Jahr konnte der Vorsitzende Josef Werner ein Mitglied der Landesregierung begrüßen: Karin Prien, Schleswig-Holsteins Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur gab als Hauptrednerin vor mehr als 100 Besuchern einen umfassenden Überblick über die Schulpolitik des Landes.
Sie machte deutlich, dass Kinder es schwerer hätten, wenn ihre Eltern nicht die deutsche Sprache beherrschten. Der einst moderne Grundsatz „möglichst viel Schule, möglichst wenig Eltern“ sei ein Irrweg. Die Förderung von leistungsschwachen Kindern sei nach wie vor wichtig. Man dürfe kein Kind zurücklassen. Viel zu lange habe man sich aber nur den Leistungsschwachen zugewandt. Wichtig sei es, sich auch um die Leistungsstarken zu kümmern. Auch in Brennpunkten gebe es starke Schüler, man erkenne sie aber oft nicht sofort.
Demokratie müsse in jeder Generation neu gelernt werden. Die Ministerin berichtete über ein Projekt, das junge Menschen an Wahlen heranführen solle. So hätten die Kinder Parteien gebildet, es hätte laminierte Ausweise gegeben, Stimmzettel und alles, was zu einer Wahl gehöre.
Wir hätten gar keine andere Chance, als Kinder – mit einem kritischen Bewusstsein – an die Digitalisierung heranzuführen. 5 Mrd. Euro stelle der Bund in fünf Jahren zur Verfügung, davon 170 Mio. in Schleswig-Holstein. Noch in diesem Sommer solle die Antragstellung beginnen. Karin Prien hoffe, dass noch im Jahr 2019 Geld fließe. Über 30 Mio. stecke das Land selbst in die Digitalisierung.
Die neue Oberstufenreform sei ohne viel Aufregung über die Bühne gegangen. Gegen den Willen der Grünen würden Klassenwiederholungen wieder eingeführt – gekoppelt an Noten. Um für mehr Bildungsgerechtigkeit zu sorgen, sei ein Bildungsatlas geschaffen worden. Damit sie ihren Aufgaben besser gerecht werden könnten, erhielten Schulen in belasteten Gegenden Extra-Mittel und Coaching. Notenzeugnisse und die Schreibschrift werden an Schleswig-Holsteins Schulen wieder verpflichtend eingeführt, schreiben nach Gehör werde verboten. Da Schleswig-Holstein bisher das Bundesland mit der geringsten Stundenzahl gewesen sei, seien 2 zusätzliche Stunden an Grundschulen eingeführt worden.
Fachkräftemangel sei in den letzten Jahren für eine niedrige Unterrichtsversorgung verantwortlich gewesen. Die Jamaika-Koalition habe gewaltige Anstrengungen unternommen, sodass die Unterrichtsversorgung von ca. 90 % entscheidend gesenkt werde. In Kürze sollen 100 % erreicht werden. Lehrkräftegewinnung sei ein gewaltiger, gemeinsamer Kraftakt von Land und Kommunen und beschäftige Karin Prien z.Zt. am meisten.
„Wir brauchen keine ideologische Bildungswende, sondern eine unideologische“, meinte die Ministerin abschließend. Es fehle an besserer Kooperation zwischen den Ländern und Vertrauen in den Föderalismus. Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Bund wissen wolle, was mit dem zur Verfügung gestellten Geld in der Bildungspolitik geschehe. Hier müssten die Länder die Hosen anbehalten, so Karin Prien.
Die anschließende Diskussion leitete Josef Werner, der u.a. auch den SU-Ehrenvorsitzenden Karl-Heinz Starck, den Bundestagsabgeordneten Michael von Abercron sowie die Landtagsabgeordneten Barbara Ostmeier und Peter Lehnert. Zu Beginn hatte der neue Kreispräsident Helmuth Ahrens ein Grußwort gehalten, und musikalisch begleitet wurde der Empfang von der russischen Geigerin Marina Reshetova.
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